Westweg – Tag 9-12

Tag 9: Vom Doldenbühl zur Schutzhütte am Rufenholzplatz (Feldberg)

Die Nacht auf dem Doldenbühl war wirklich die Beste bisher. Ich hab so fest geschlafen, wie noch nie und konnte mich auch am Morgen kaum aus meinem Schlafsack schälen, weils soooo schön war.

Die Wanderung führte mich dann schnell zur Weißtannenhöhenhütte, die sich als Schutzhütte zwar für Übernachtung eignet, aber im Umfeld keine Möglichkeit für Zelt oder Ähnliches bietet.

Mein erstes Etappenziel des Tages war Titisee-Neustadt, was mancher schon als Vorhof zur Hölle bezeichnet hat und genauso isses. Ich fand es allerdings sehr amüsant, mir das touristische Treiben anzusehen.

Leider gibt’s dort keinen normalen Lebensmittelladen, in dem ich meine Vorräte hätte aufstocken können. Stattdessen belud ich meinen Magen mit einer riesigen, leckeren Pizza und startete durch in Richtung Feldberg. Am Ortsausgang gab es eine Art Freibad, aus dessen Kiosk ich Brezeln und Kekse mitnehmen konnte. Beim Campingplatz Chef des “Bühlhof Camping” konnte ich noch eine Gaskartusche mit Schraubverschluss von “Coleman” aufpicken.

Ca. 3 Kilometer vor der Schutzhütte am Rufenholzplatz gings los mit erneutem Donnergrollen und ich begann dummerweise zu rennen, um es noch vor dem Regen dorthin zu schaffen (mittlerweile gings wieder bergab). Natuerlich schaffte ich es nicht, sondern erreichte nach dem Hagelschauer erstmal eine private Holzhütte mit Unterstandsmöglichkeit. Dort hätte ich die Nacht auch verbringen können, denn es gab genug Deckung und sogar einen Brunnen.

Sobald sich eine Regenpause einstellte, lief ich jedoch weiter um die Schutzhütte zu erreichen. Was ich da noch nicht ahnte war, dass ich mir durch die Rennerei einen leichten Shin-Splint (Schienbeinkantensyndrom) eingehandelt hatte. Das stellte ich erst am nächsten Tag fest.

Die Rufenholzplatzhütte ist mega! Nagelneu, eine Art Blockhütte und riesengroß.

Nachdem ich in meine trockene Camp-Kleidung geschlüpft war und alles andere, inkl. meiner stinkenden Socken auf die Wäscheleine gehängt hatte, kam noch eine Dame auf dem Fahrrad in strömendem Regen vorbei und suchte ebenfalls Unterschlupf in der Hütte.
Diskret versuchte ich die Socken von der Leine verschwinden zu lassen, aber ich glaube, es war schon zu spät.

Eine Stunde und etliche Abenteuer Geschichten von Radtouren in Frankreich und Trekkingtouren mit 25kg Rucksack über die Hardangervidda später, verabschiedete sie sich und radelte weiter in leichtem Regen nach Titisee.

Ich blieb vermeintlich Alleine zurück und richtete mein Nachtlager ein. Vermeintlich deshalb, weil mindestens eine Maus das Häusschen mit mir teilte. Sie fras sich denn auch des Nachts in meinen Essenssack rein, den ich mal besser am Mittelbalken der Hütte aufgehängt hätte.


Tag 10: Rufenholzhütte nach Wiedener Eck

Der Tag startete wieder mal um 5 Uhr morgens und mit einigen Erkenntnissen:

a) die Uberlite Matte von Thermarest ist zwar super mega leicht, aber das Material fühlt sich irgendwie arg plastikmässig an. Da schlaf ich irgendwie lieber auf der grauen xTherm.

b) mir geht langsam echt der Kaffee aus. OHA!

c) auch in Deutschland gibts Mäuse in Hütten

d) niemals rennen auf einem Wander-Trail (es seid denn man ist als Trailrunner unterwegs 😉

So gegen 7 Uhr kamen die Forstarbeiter an, um mit den Maschinen, die vor der Hütte geparkt waren, in den Wald zur Arbeit zu ziehen. Auch für mich eine gute Zeit zum Aufbruch Richtigung Feldbergipfel.

Nach ca. 15 Minuten kam ich an einen super schönen Brunnen an einer Weggabelung, wo auch Sitzbänke und eine Feuerschale installiert waren. Das interpretierte ich als eine Einladung zu einer kleinen Katzenwaschsession. Zumal auch schon erste Sonnenstrahlen sich den Weg zur Erde bahnten.

Je weiter hoch ich jedoch kam, desto nebliger, feuchter und kälter wurde es, sodass ich meine Regenjacke anziehen und das Käppi aufsetzen musste. Oben auf dem Feldberg konnte ich so gut wie nichts sehen. Angeblich gibt es dort auch ein Westweg – Tor, davon hab ich aber nix mitbekommen. Stattdessen folgte ich dem Trail und hoffte in der nächsten Hütte, die um 10 Uhr öffnen sollte lt. Beschilderung, auf ein wärmendes Käffchen. Aber also ich dort Zehn nach Zehn ankam, war alles verrammelt und weder Mensch noch Maus zu sehen. Schade, auf zur nächsten Hütte. Dort angekommen stellte sich (natuerlich) heraus, das diese heute Ruhetag hat. Auf zur nächsten Hütte.

Und dann der Glücksgriff! Das Restaurant des Hotel Notschrei hatte einen schönen Platz für mich auf der Aussenterrasse und ich bestellte das einzig bezahlbare Gericht, nämlich: Käsespätzle!

Was soll ich sagen?! Wow! Das waren die besten Käsespätzle seit Jahren. Sie kamen mit dem richtigen Käse, den richtigen Zwiebeln und hatten die perfekte Konsistenz. Der Käse zog sich zentimeterweit vom Teller zu meiner Gabel. Ich konnte nur die Hälfte vor Ort verspeisen und hab mir die zweite Hälfte als Doggybag fürs Abendessen einpacken lassen. Ein Traum!

Während ich auf mein Essen wartete, hab ich kurzerhand ein Zimmer im Wiedener Eck gebucht und bin im Anschluss die paar 13 Kilometer dorthin gebummelt um mein Schienbein zu schonen.

Dort haben sie mir erstmal 10 Euro für so einen Nasen-Popel-Test abgeknöpft, aber dann eine Busverbindung herausgesucht, mit der ich noch schnell nach Schönau zum Kaffee kaufen düsen konnte. Die Sauna, die für mich angeheizt wurde, konnte ich leider aus zeitl. Gründen nicht mehr in Anspruch nehmen.

An diesem kurzen Wandertag haben mich noch weitere Erkenntnisse erreicht, nämlich:

  • Die Hütten im Nordschwarzwald sind eindeutig besser für Übernachtungen geeignet (mit Ausnahme der Rufenholzhütte natuerlich , denn die ist super)
  • Die Wegmarkierungen im Nordschwarzwald sind auch durchgängig besser. Hier im Süden hab ich öfter mal die Markierung vermisst und musste auf dem Handy nachsehen, wo es weiter geht.


Tag 11: Wiedener Eck zum Brünnli (Nähe Hexenplatzhütte)

Am morgen war’s vor meinem Hotelzimmerfenster sehr lange sehr nebelig und ich wollte nicht wieder im grauen Dunst auf einem Berggipfel stehen, deshalb lies ich mir extrem viel Zeit mit Frühstücken und Zusammenpacken und startete erst gegen 10:30 Uhr in Richtung Belchen.

Die Rechnung ging auf und als ich am Gipfel eintraf, hatte ich klare Rundumsicht vom Belchen, welcher der schönste Schwarzwaldgipfel sein soll.

Nach einem kurzen Stop am Gipfel und einem Weiteren am Snack Automat der Bergstation Belchen (Seilbahn) startete ich in Richtung des Blauen auf einem der Belchen Rundwege. Ich wage zu behaupten, dass der Belchen Rundweg und der “Entdeckungspfad Belchen” noch viel schönere Aussichten und eine viel schönere Atmosphäre haben, als der Belchen Gipfel.

Die 17 Kilometer vom Belchen zum Blauen zogen sich ganz schön in die Länge, zumal ich ja immer noch im Schnecken-Tempo unterwegs war.

An der Richtstatt – Schutzhütte hab ich noch ein kleines Päuschen gemacht und mit meiner neuen Gas Kartusche einen frischen Instant-Kaffee gekocht.

Und dann: Wow! Auf dem Blauen gibts einen mega Aussichtsturm, der vom Schwarzwaldverein unterhalten wird und der gleich neben dem Funkturm steht. Von dort oben hast du wirklich die beste Aussicht ever !

Ich hab mir auch eingebildet Basel schon sehen zu können. Am folgenden Tag jedoch stellte ich fest, dass ich Lörrach, Weil am Rhein und Basel gar nicht richtig ausseinanderhalten kann.

Mein Nachtlager schlug ich dann oberhalb des “Brünnli” Brunnens auf. Das war wieder mal nicht der geschickteste Ort, weil ich nicht sicher sein konnte, vom Brunnen aus ungesehen zu bleiben. Allerdings sollte mir am nächsten Tag ein amerikanischer Wanderkollege namens Brad (ohne Pitt) bestätigen, dass ich doch unsichtbar war. cool.)

Übrigens: Der Pfad zum Blauen rauf ist mir als einzige Stelle des Westwegs in Erinnerung, bei der einigermassen Trittsicherheit notwendig ist. Ansonsten kann der gesamte Westweg von Jedem begangen werden, der halbwegs Gehen kann.


Tag 12: Brünnli nach Badischer Bahnhof in Basel

Die letzte Tagesetappe war ein bisserl über 30KM und zog sich wieder wie Kaugummi, obwohl ich zu meiner gewohnten Wandergeschwindigkeit zurückkehren konnte.

Die Landschaft veränderte sich, ich verlies den mittlerweile liebgewonnenen Schwarzwald und trat ein, in eine von Weinanbau geprägte Landschaft. Das Ganze passierte wieder unter sengender Sonne und die Ortschaften Lörrach, Weil am Rhein und Basel gingen übergangslos ineinander über.

Highlights waren das Dorf Wollbach, das ich als das idylischste Örtchen der Region bezeichnen möchte und die Burgruine Rötteln, in dessen Burgbiergarten ich mir einen Eiskaffee gönnte und nochmal auf Brad und Eva traf.

Irgendwann gings dann auch mal über die Grenze und dann nochmal kilometerweit auf der Wiesendamm Promenade an der Wiese (Fluss) entlang bis ich schliesslich den Badischen Bahnhof erreichte. Dort gibts dann leider kein Tor mehr, sondern nur noch ein Schild. Der Bahnhofsshop mit kühlen Getränken und Eis entschädigt jedoch dafür 🙂

Ich hab dann den nächsten Zug nach Pforzheim geschnappt und bin dort gegen 22 Uhr am Parkplatz am Messplatz angekommen.

Leave a Reply

Your email address will not be published.